UoC Insights: Prof. Dr. Ansgar Büschges

Prof. Dr. Ansgar Büschges über sein DFG Graduiertenkolleg

Prof. Dr. Ansgar Büschges ist seit 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Tierphysiologie am Institut für Zoologie der Universität zu Köln. Nach seiner Disseration an der Universität Kaiserslautern 1989, folgten PostDoc-Stationen an der University of Alberta in Edmonton, dem Karolinska Institut in Stockholm und eine Tätigkeit als Gastwissenschaftler am "Institute for Advanced Study“ in Berlin.

Seit 2014 ist Professor Büschges Sprecher des Gratuiertenkollegs 1960 „Zelluläre und subzelluläre Analyse neuronaler Netze“.

Das GRK 1960 widmet sich der Erforschung des Nervensystems auf molekularer, zellulärer und Netzwerk-Ebene unter physiologischen Normalbedingen als auch bei Krankheit. Die Forschungsschwerpunkte umfassen sensorische Verarbeitung, Kontrolle der Energiehomöostase und motorische Kontrolle, allesamt Forschungsbereiche, für die das Kölner Umfeld der Neurowissenschaften kompetent aufgestellt ist. Zum Einsatz kommen neben experimentellen, auch theoretische und modellbildende Ansätze, die alle der mechanistischen Analyse von der molekularen Ebene bis hin zur Ebene der neuronalen Netzwerke verschrieben sind. Zentrales Merkmal ist die Tandembetreuung der Promovierenden durch zwei Betreuer*innen aus verschiedenen Forschungsbereichen, z.B. Physiologie und Genetik oder angewandte Mathematik und experimentelle Neurologie.


D7: Inwiefern unterscheidet sich das Graduiertenkolleg RTG-NCA von anderen GRKs der Neurowissenschaften an anderen Standorten (Aufbau, Methodik, etc.)?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Die Projekte im RTG-NCA sind im Bereich der Neurowissenschaften methodisch und / oder inhaltlich interdisziplinär ausgerichtet. Promovierende werden im RTG-NCA von Betreuer*innen, die die bearbeiteten Forschungsgebiete und Methoden kompetent abbilden, jeweils im Tandem betreut. Dieses Format war zu Beginn der Förderung durch die DFG im Jahr 2014 ein Novum im Fach. Darüber hinaus hat das GRK ein aktuelles, thematisches Alleinstellungsmerkmal, was in Köln durch die Fokussierung der Projekte auf die Analyse der Arbeitsweise neuronaler Netzwerke in drei verschiedenen Funktionen des Nervensystems, im gesunden und erkrankten Zustand, abgebildet ist, i.e. Netzwerkprozesse zur Verarbeitung von Sinnesreizen, zur Kontrolle der Energiehomöostase und zur Kontrolle von Bewegungen.

D7: Welche Besonderheiten bzgl. der Graduiertenförderung zeichnen die RTG-NCA aus?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Das strukturierte Programm des RTG-NCA macht neben der fachlichen Qualifizierung und Spezialisierung die Beförderung des Blicks der Promovierenden über das eigene Thema hinaus zum Programmziel.

D7: Was wird in der RTG-NCA erforscht und warum ist das wichtig?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Heute ist die anatomische Struktur der neuronalen Verarbeitung im Nervensystem von Tieren recht gut bekannt, jedoch gibt es bezüglich der Prinzipien der Erzeugung von neuronalen Kontrollsignalen im Nervensystem ein nur teilweise hinreichendes Verständnis, was insbesondere für den Fall der pathologischen Beeinträchtigung neuronaler Verarbeitung im Fall neurodegenerativer Erkrankungen zutrifft.

D7: Warum war es sinnvoll ein GRK im Bereich Neurowissenschaften am Standort Köln ins Leben zu rufen?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Ein GRK ermöglicht es, über die individuelle Projektarbeit hinaus in definierten Forschungsgebieten eine strukturierte Nachwuchsförderung zu implementieren. Für den Standort Köln ist die erfolgreiche Ansiedlung und Arbeit neurowissenschaftlich ausgerichteter Gruppen ausschlaggebend gewesen, die den gemeinsamen Schritt zur Nachwuchsförderung im Bereich der Promotion erlaubt hat.

D7: Welche Erfahrungen haben Sie als Sprecher eines interdisziplinären GRKs gesammelt?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg stellt verschiedene Herausforderungen an die Leitung, damit allen Promovierenden die bestmöglichen Bedingungen für die Unterstützung ihrer Projektarbeiten zu Teil werden können. Dies betrifft zum einen die Selektion, bei der darauf zu achten ist, dass die am besten geeigneten Kandidat*innen mit ihren mehr oder weniger diversen Kompetenzen in der Auswahl erfolgreich firmieren können. Zum anderen betrifft es das Ausbildungsprogramm, welches so zu gestalten ist, dass es für alle am Programm teilnehmenden Promovierenden einen substantiellen Mehrwert im Angebot bezogen auf ihr Promotionsprojekt darzustellen hat. Drittens betrifft es die wissenschaftliche Leitung, deren Aufgabe es ist, „Interdisziplinarität“ mit ihren unterschiedlichen Facetten in allen Bereichen so zu unterstützen, dass nicht die Gefahr besteht, wissenschaftliche Qualität in den beteiligten Einzeldisziplinen zu kompromittieren, sondern in allen Bereichen an der Front der Forschung unterwegs zu sein.

D7: Was würden Sie Antragsteller*innen bei der Erstellung von Qualifizierungskonzepten von Nachwuchswissenschaftler*innen raten?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Neben der nicht trivialen Aufgabe, nur hervorragende Kolleg*innen als Mitantragsteller*innen einzubinden, sollte das eigene Ausbildungskonzept mit den existierenden Programmen im wissenschaftlichen Umfeld verglichen und dabei insbesondere aktuelle Entwicklungen bezüglich der Erwartungen an junge Nachwuchswissenschaftler*innen beachtet werden. So wird ein für Promovierende attraktives Programm entwickelt und ein aus Experten bestehendes Begutachtungsgremium überzeugt, für welches die Dynamik der Fachentwicklung und die strukturierte Ausbildung zum professionellen Tagesgeschäft gehört. Die Rollenverteilung und Zusammenarbeit zwischen Sprecher und wissenschaftlicher Koordination ist einer der zentralen Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung des Ausbildungsprogramms und für dessen Weiterentwicklung. Dies ist für das RTG-NCA hervorragend realisiert.

D7: Das Graduiertenkolleg des DFG bietet jungen Nachwuchswissenschaftler*innen die Chance, ihre Dissertation in einem strukturierten Promotionsprogramm durchzuführen. Welche Vorteile bringt ein solches Programm mit sich?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Ein Graduiertenkolleg erlaubt es, für die darin eingebundenen Promovierenden ein wissenschaftliches Programm und Umfeld zu schaffen, welches über die Möglichkeiten der Unterstützung durch die jeweils eigene Arbeitsgruppe weit hinausgeht. Das betrifft sowohl die wissenschaftliche Weiterbildung und das eigene Promotionsprojekt, als auch die individuelle (über)fachliche Qualifizierung der Kollegiat*innen.

D7: Im Rahmen der Auswahl von zukünftigen Doktorand*innen, bieten Sie eine "Recruitment Summer School" an, sodass sich die Bewerber*innen vor Ort einen Eindruck von den Laboren, Betreuer*innen und dem Umfeld an der UzK machen können. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Instrument zur Gewinnung von jungen, talentierten Nachwuchswissenschaftler*innen gemacht?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Die Qualität der Auswahl geeigneter Kandidat*innen für eine Promotion zu einem bestimmten Thema ist der wesentliche, die Erfolgsaussichten der Kandidat*innen absichernde Schritt in die Promotionsphase hinein. Das Format einer Recruitment Summer School erlaubt es zum einen, den besten Bewerber*innen die zu bearbeitenden Themen vor Ort kennenzulernen und zum anderen den Betreuer*innen individuell die dafür geeigneten Bewerber*innen zu identifizieren. Dieses Format ermöglicht beiden Seiten, die bestmögliche Entscheidung für diese wichtige Qualifikationsphase zu treffen.

D7: Ein Graduiertenkolleg der DFG zu beantragen, erfordert im Vorfeld viel (interdisziplinäre) Abstimmung. Welche Hindernisse haben Sie auf dem Weg zum erfolgreichen Antrag gemeistert und welche Tipps haben Sie für zukünftige Antragsteller*innen?

Prof. Dr. Ansgar Büschges: Hindernisse gab es keine, jedoch bedeutet die Planung eines solchen Programms im Vorfeld zum einen das Zusammenführen verschiedener Perspektiven bzgl. der Promovierendenausbildung und zum anderen dann die Herausforderung, die besten Ideen sinnvoll zu kombinieren und ein sowohl stimmiges als auch innovatives Qualifizierungskonzept aufzubauen.